Der Mensch des Anthropozän ist im Begriff durch seine Aktivitäten das Weltklima erstmalig und unumkehrbar zu beeinflussen. Viele Wissenschaftler auf dem Planeten haben in der vergangenen Zeit einen Klimabericht erarbeitet um zu erforschen wie sich diese Einmischung in das Weltklima auswirken wird. Ao. Univ.-Prof. Karl Steininger vom Institut für Volkswirtschaftslehre, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der KFU Graz stellte, beim Vortragsabend auf Einladung des Forum Glaube-Wissenschaft-Kunst (KA Steiermark), verständlich dar was in dem Bericht erforscht wurde und was dies für den Alpenraum bedeuten wird.
Das Internationale Panel on Climate Change (IPCC), im deutschen oft Weltklimarat bezeichnet ist eine weltweit vernetzt Gruppe von Wissenschaftlern die für politische Entscheidungsträger regelmäßig den aktuellen Stand der Klimaforschung zusammenträgt, ohne dabei jedoch Handlungsempfehlungen zu geben. In Anlehnung daran wurde in Österreich das „Austrian Panel on Climate Change“ (APCC) eingerichtet, welches den aktuellen Stand der Forschung zusammenträgt, wie der Klimawandel Österreich verändert und noch verändern wird. Prof. Karl Steininger ging hauptsächlich auf den Bericht des IPCC ein und den des APCC um zu zeigen welche lokalen Veränderungen in Österreich bzw. im Alpenraum schon geschehen sind bzw. noch kommen werden.
Das Pariser Klimaabkommen
Im Pariser Klimaabkommen hat sich die Menschheit ein ambitioniertes Ziel gesetzt, die maximale globale Erwärmung durch den Menschen von 1,5°C. Dies war laut Prof. Steininger insofern überraschend, da die bisherigen Ziele immer mit 2°C geplant waren. Die südlichen Länder, die aber aktuell schon deutlich und dem Temperatur anstieg leiden – Dürren, Überschwemmungen – pochten auf ein ambitionierteres Ziel und so wurden die 1,5°C festgelegt. Es gibt jedoch einige Wissenschaftler die der Meinung sind, dass die +1,5°C immer noch zu wenig sind um irreversible Kippsystem zu verhindern, welche wenn einmal ausgelöst das Erdklima in eine neue Heißzeit kippen lassen die dann für sehr lange Zeit eine um viele grad höhere Durchschnittstemperatur bedeuten würde.
Welche globalen Auswirkungen auf die Menschheit sind zu erwarten?
Es wird durch die erhöhte Temperatur zu mehr Dürren Kommen und mehr Überschwemmungen. Es wird das Meer verstärkt ansteigen und sich Land nehmen. Gefährdet sind hier laut Prof. Steininger vor allem die Küstenstädte. Alle diese Geschehnisse werden Migration auslösen. Dürren machen den Boden unfruchtbar und damit werden die Menschen dorthin gehen wo es fruchtbar ist und genug zu Leben gibt. Hier muss sich die Menschheit sicher auch wieder auf neue Konflikte und Kriege einstellen. Durch die erhöhte Temperatur im Allgemeinen wird die Sterblichkeit zunehmen, wobei hier bis 2050 keine große Gefahr gesehen wird und für Auswirkungen danach kann noch keine vernünftige Studie durchgeführt werden.
Wie sieht es in Österreich aus?
Laut Prof. Steininger bedeutet ein Plus von 1,5°C nicht, dass es überall ca. 1,5°C im Durchschnitt mehr haben wird, sondern dass das global gilt. Laut APCC hat die mittlere Temperatur in Österreich seit 1880 um zirka 2°C zugenommen, aber global ist sie nur um +0,85°C gestiegen. Berücksichtig man dieses Wissen für zukünftige Berechnungen ergibt sich ein düsteres Bild, nämlich dass die Temperatur im Alpenraum weiterhin überdurchschnittlich steigen wird. Bis zum Ende des Jahrhunderts ist beim aktuellen Wissensstand von +5,5°C auszugehen. Dadurch verändern sich auch die typischen Klimaerscheinungen über das Jahr. Eine Sache wurde besonders hervorgehoben, dass für Österreich zum Beispiel eine Abnahme der Niederschläge im Sommer und eine deutliche Zunahme der Niederschläge im Winter zu beobachten ist.
Was können wir dagegen tun?
Laut dem Vortrag muss einmal erkannt werden, dass nur ein Anteil von etwa 25% Prozent der Menschheit wirklich etwas tun kann. Diese sind auch die Hauptverursacher der Treibhausgasse in der Atmosphäre und damit der Erwärmung des Planeten. Diese rührt übrigens daher, dass die Infrarotstrahlung nicht mehr so effektiv in das Weltall abstrahlen kann wie bei niedrigerer Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Für Österreich liegt die aktuelle Emission von Treibhausgasen derzeit bei ungefähr 77 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten. Die von Bhutan betragen 1,5 Millionen. Würde man das Ganze fair betrachten, sodass jeder Mensch gleich viel emittieren darf, dann müssten wir unsern Ausstoß um ca. 80% verringern und in Bhutan dürfte mehr erzeugt werden. Dadurch wird klar, dass nicht jeder etwas beitragen kann zur Erreichung der Klimaziele, viele Menschen sind damit beschäftigt überhaupt zu überleben.
Betrachtet man die Herausforderung die Treibhausgase bis 2050 um 80% zu reduzieren bzw. bis 2030 um 40% und bis 2060 um 60%, dann wird klar dass das eine gewaltige Aufgabe wird. Und nur wenn diese erfolgreich absolviert wird, dann haben wir das Weltklima nur um +1,5°C erwärmt. Es gibt viele Wissenschaftler die sagen, dies ist machbar und auch leistbar. Es gibt aber auch Skeptiker die sagen, es ist schon zu spät und wenn jetzt so viel wie möglich getan wird dann werden wir dennoch eine Erwärmung von der globalen Durchschnittstemperatur von 4,5°C erreichen.
Was kann man selber dagegen tun?
Hier gilt es so wie schon für viele hinlänglich bekannt ist. So energiebewusst wie möglich Leben. Solarpaneele zur Stromerzeugung mit Speicherbatterien sind mittlerweile leistbar und reduzieren den externen Strombedarf für Wohnungen und Einfamilienhäuser auf ein Minimum. Keine sinnlosen Fahrten mit dem Auto, also alle Fahrten bis 2km kann man auf jeden Fall zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Ein großer Punkt laut Prof. Steininger ist auch der Konsum von nicht saisonalen Gemüse und Früchten. Die Tomaten im Winter im Supermarkt haben eine schreckliche Treibhausemissionsgeschichte. Hier kann wirklich jeder selber ein wenig beitragen damit das Ziel von +1,5°C erreicht werden kann. Gehen wir es an.